Auszug aus "Bestimmung von Vitamin A und E in kosmetischen Mitteln", SÖFW-Journal, 120. Jahrg. 8/94, S44-449 mit freundlicher Erlaubnis der Autoren und des Verlages für Chemische Industrie, Augsburg.


Summary

A simple routine method was developed for the determination of vitamin E. After extraction with isopropanol quantitative and qualitative determinations of the extracted vitamin components were carried out by HPLC using RP-18 with fluorescence. Using this method different cosmetic products on the market were determined on their vitamin content. It could be shown that, based on the determined contents, an advertisement of vitamins is not justified in a large majority of products.


Einleitung

Die bisher bekannten gängigen Verfahren für Lebensmittel sind infolge der störenden Begleitstoffe zeitaufwendig und arbeitsintensiv [1-5]. Aufgrund des Prinzips dieser Verfahren (Verseifung/Extraktion) begrenzt sich die Analytik auf die Bestimmung der Vitaminmenge über die freigesetzten Alkoholverbindungen. Die Erfassung der Ester, die wegen ihrer größeren chemischen Stabilität überwiegend eingesetzt werden, ist bei diesen Methoden nicht möglich. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird zusammenfassend ein Aufarbeitungsverfahren vorgestellt, welches erlaubt, in kosmetischen Mitteln zugesetzte Vitamin-E-Verbindungen (d.h. auch Ester) routinemäßig zu isolieren. Die sich anschließende Identifizierung und Quantifizierung erfolgt unter Anwendung der Hochdrucklüssigkeitschromatographie [2, 6-8].

In den folgenden Ausführungen werden die Ergebnisse der konventionellen Aufarbeitungsmethode (Verseifung und Extraktion) den Ergebnissen der neu entwickelten Aufarbeitungsmethode (Extraktion im Zentrifugenglas) gegenübergestellt.


Material und Methoden

1.Untersuchungsmaterial Vitaminisierte kosmetische Zubereitungen des Handels

2.Chemikalien

Referenzsubstanzen: alpha-, beta-, gamma, delta-Tocopherolisomere (Art 15496 Merck, Darmstadt), d,l-alpha-Tocopherolacetat (Art 8284 Merck, Darmstadt)

Lösungsmittel: 2-Propanol (Art. 6752 Roth, Karlsruhe), Isooctan (Art. 4718 Merck, Darmstadt), tert.-Butylmethylether (Art. 1842 Merck, Darmstadt) Ethanol (Art. 32205 Riedel-de Häen, Seelze), bidest. Wasser; Methanol (Art. 6007 Merck, Darmstadt), Petrolether (Art. 915 Merck, Darmstadt)

Feststoffe: Kaliumhydroxyd (Art. 5033 Merck, Darmstadt), Hydrochinon (Art. 822333 Merck, Darmstadt), Titriplex III (Art. 8418 Merck, Darmstadt), Natriumsulfat sicc. (Art. 6649 Merck, Darmstadt)

Standardlösungen: a) je 50 mg der Tocopherolisomere in 100 ml 2-Propanol lösen, davon 2/50/20/25 ml verdünnen; b) 50 mg Tocopherolcetat in 50 ml 2-Propanol davon 20 auf 25 ml verdünnen (Stammlösungen: photometrische Gehaltsüberprüfung [9]). Standard- und Probelösung sind bis zur Injektion vor Licht und Wärme zu schützen und unter Stickstoff aufzubewahren.

3. Geräte und Hilfsmittel

Glasstäbe, Pipetten, 20- und 25-ml-Meß-kolben (Braunglas), Rotationsverdampfer, 500- und 250 - ml Rundkolben (Braunglas), Hamil- tonspritze ny-l, Faltenfilter 595 1/2 (Schleicher & Schuell), Rückflußkühler, 100 ml Bechergläser, 50 ml Zentrifugengläser mit Schliff und Stopfen, Schütteltrichter, Erlenmeyerkolben, Analysenwaage (Sartorius 2006 MP), Magnetrührer, UV/VIS Spektralphoto-meter 550 SE (Perkin-Elmer), Zentrifuge (Sigma 3K 30), Ultraschallbad.

Hochdruckflüssigkeitschromatographie (HPLC) System Gold (Beckman): Analytische HPLC-Pumpe Typ 126; Injektion: Probendosierventil Beckman, Detektor: Beckman, Detektor: Shimadzu RF-535 Fluoreszenzdetektor, Drucker: Epson FX 8000.

4. HPLC-Bedingungen (Bestimmung von Vitamin E)

Trennsäule 1: LiChroCart Merck Liochrospher 100 RP18 endcapped (5 ny-m) 250x4 mm und Vorsäule 4x4 mm (Merck, Darmstadt), Fließmittel: Methanol; Flußgradient: 0-5 min: 1ml/min in 3 min auf 4 ml/ min, 8-15 min: 4 ml/min in 3 min auf 1 ml/min.

(Retentionszeiten in Klammer): gamma- und beta-Tocopherol (8.0 min), alpha-Tocopherol (8.3 min), alpha-Tocopherolacetat (9.2 min).

Trennsäule 2: LiChroCart Merck Lichrospher Si-60 (5 my-m) 250x4 mm mit Vorsäule 4x4 mm (Merck, Darmstadt), Fließmittel: Isooktan/tert.-Butylmethylether (95:5) Fluß: 3 ml/min [7,8]. (Retentionszeiten in Klammer): alpha-Tocopherolacetat (2.5 min); alpha-Tocopherol (5.l min), ß-Tocopherol (8.2 min), gamma-Tocopherol (9.8 min), delta-Tocopherol (14.1 min). Die Tocopherolisomeren ß- und gamma-Tocopherol werden nur auf dieser Säule getrennt.

Fluoreszenzmessung: Extinktion: 295 nm, Emission: 330 nm (Vitamin E), Auswertungssystem: Chromatographische Workstation bestehend aus Computer und HPLC-Software System Gold (Beckman)

5. Aufarbeitung und Bestimmung von Vitamin E

a) Aufarbeitung: Methode 1 (nach Mankel [1]) (konventionelle Aufarbeitungsmethode) Verseifung: 1-2 g Untersuchungsmaterial (0,1-0,5 mg Vitamin E) werden mit 100 ml Ethanol verrührt, mit je 1 Spatelspitze Hydrochinon und Titriplex sowie einer Lösung aus ca. 3 g Kaliumhydroxid in 10 ml dest. Wasser versetzt und unter Rühren anschließend 30 Minuten unter Rückflußkühlung und Stickstoffein- leitung hydrolysiert.

b) Extraktion: Nach dem Abkühlen des Kolbeninhaltes wird in einem 500-ml-Scheidetrichter dreimal mit ca. 100 ml Petrolether extrahiert. Mögliche Emulsionen können mit wenigen Tropfen Ethanol zerstört werden. Nach Überführen der gesammelten Extrakte in einen weiteren Scheidetrichter, diese mit Wasser alkalifrei waschen und mit Natriumsulfat trocknen. Das Lösungsmittel am Rotationsverdampfer bis auf 1 ml einengen, Rest mit Stickstoff abdampfen. Der Rückstand wird je nach Trennsäule in Isooktan oder Isopropanol auf ein definertes Volumen aufgefüllt und injiziert

Methode 2 (neu entwickelte Aufarbeitungsmethode)

Proben: 0,5-2 g (0,1-0,5 mg Vitamin E) der Probe in einem mit Alufolie umwickelten Zentrifugenglas (50 ml mit Stopfen) mit Natriumsulfat sicc. bis zur pulvrigen Konsistenz verrühren. Nach Zufügen von genau 25 ml 2-Propanol (ggf. nur von 20 ml) wird erneut verrührt. Anschließend 2 Minuten kräftig schütteln, mit Stickstoff durchblasen und nach dem Absetzen (30 min) des Natriumsulfats zentrifugieren ggf. filtrieren (Faltenfilter 595 1/2). Die klare organische Phase wird injiziert.

Methode 3 (erprobt für Hautöle)

Proben: 0,5-2 g (0,1-0,5 mg Vitamin E) werden in 25 ml Isooktan gelöst und injiziert.

c) Bestimmung: Aufarbeitung nach Methode 1: Hochdruckflüssigkeitschromatographie, Trennsäule 1, Fluoreszenzdetektion, (HPLC-Bedingungen vgl. Material und Methoden Nr. 4)

Aufarbeitung nach Methode 2: Hochdruckflüssigkeitschromatographie, Trennsäule 1, Fluoreszenzdetektion (HPLC-Bedingungen vgl. Material und Methoden Nr. 4)

Aufarbeitung nach Methode 3: Hochdruckflüssigkeitschromatographie, Trennsäule 2, HPLC-Parameter vgl. [7,8]

Chromatogramm 1 Rt: 2.5 min alpha-Tocopherolacetat, 5.1 min alpha-Tocopherol; 8.2 min ß-Tocopherol, 9.8 min gamma-Tocopherol, 14.1 delta-Tocopherol (Ex. 295 nm; Em. 330 nm)


Ergebnisse und Diskussion

Zusammenfassend erwies sich somit das erprobte einfache Extraktionsverfahren zur quantitativen Isolierung der Vitamin E-Verbindungen in kosmetischen Mitteln als reproduzierbar und für die Routineanalytik einsetzbar. Mit Hilfe dieses Verfahrens wurden weitere kosmetische Produkte wie z.B. Sonnenprodukte auf ihre Vitamin-E-Gehalte untersucht. Hierbei zeigte sich, daß die einfache Extraktion im Zentrifugenglas mit Isopropanol (Methode 2) bei den meisten der hier untersuchten Produkte angewandt werden konnte. Bei einigen wenigen Sonnenmitteln (2 von 43 untersuchten Proben) war diese Methode aufgrund störender Matrixbestandteile bei der Chromatographie an RP-18-Säule ungeeignet. Für vitaminisierte Hautöle erwies sich die bereits an nativen Ölen zur Tocopheroldifferenzierung erprobte einfache Aufnahme in Isooktan (Methode 3) als vorteilhafter, was jedoch die Extraktion mit Isopropanol nicht ausschließt.


Zusammenfassung

Zur Bestimmung von Vitamin E sowie derer Derivate in kosmetischen Zubereitungen wird ein einfaches Probenaufarbeitungsverfahren für die Routineanalytik vorgestellt. Nach extraktiver Abtrennung mit Isopropanol erfolgt die Identifizierung und Quantifizierung mittels HPLC an RP-18-Phase unter Anwendung der Fluoreszenzdetektion. Anhand dieser Bestimmungsverfahren wurden verschiedene kosmetische Zubereitungen des Handels auf ihren Vitamingehalt untersucht. Es zeigte sich, daß bei den meisten der untersuchten Produkte, die Auslobung der Vitamine aufgrund der ermittelten Gehalte derzeit in Frage gestellt werden muß.


Literatur:

[1] Mankel, A.; Dtsch. Lebensmittel. Rdsch. 75, S. 77 - 85 (1979)
[2] Bognar, A.; Z. Lebensm. Unters. Forsch. 182, S. 292-297(1986)
[3] Amtliche Sammlung von Untersuchungsverfahren nach § 35 LMBG Hrsg. u. Red. Bundesgesundheitsamt, Beuth Verlag GmbH, Berlin-Köln
4] Bourgeois, C.F.and Ciba, N.; J.Assoc. Off ANal. Chem. 71, S. 12 - 15 (1988)
[5] Kim, Y., English, D. Reich, P., Gerber L. E. and Simpson, K. L.; J. Agric. Food Chem. 38, S. 1930 - 1933 (1990)
[6] Kountounellis J. E. et al.; Pharmazie 40, S. 193 ff
[7] Shell, U.; Fresenius Z Anal. Chem. 318, S. 287 - 288 (1984)
[8] Gertz, C.; Herrmann K.; Lebensm. u. gerichtl. Chemie 36, S. 53 - 58 (1982)
[9] Deutsches Arzneibuch DAB 10, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart (1991)
10] Hoffmann-La Roche; Vitaminkompendium (1989)
[11] Kreuznacher Symposium: Hautpflege, Produkte-Wirkung-Prü fung" 1988
[12] Kästner, W.; Fat. Sci. Technol. 91, Nr.6 (1989)
[l3] Vitamin E Research and Information Service; Veris 2, Nr. 4 (1992)